Weil Neptungras für klares Wasser und weiche Strände sehr wichtig ist, wird die Unterwasserpflanze nun stärker geschützt. Achtloses Ankerwerfen soll es nicht mehr geben.
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Neptungras hatte schon immer eine große Bedeutung | Küstenabschnitte meist unbebaut
Rund um die Baleareninsel Formentera ist das Neptungras besonders ausgesprägt. Es spielt eine wichtige Rolle für das Klima. Seegraswiesen können doppelt soviel CO2 speichern wie zum Beispiel eine gleich große Fläche Regenwald. Dies besagt eine Studie des spanischen Meeresbiologe Carlos Duarte. Zudem ist die Unterwasserpflanze Brutraum für viele Fische und Lebensraum für Schnecken. Auch für weiche Strände sorgt das Neptungras, da es die Küsten vor Erosion schützt. Außerdem nimmt das Seegras viele Nährstoffe auf, schützt das Meer so vor Überdüngung und hält das Wasser klar.
Neptungras hatte schon immer eine große Bedeutung
Auf Formentera hatte das Neptungras schon immer einen hervorragenden Ruf. Glasbläser nutzten es zum Einwickeln ihrer Waren, Bauern warfen es im Herbst auf die Felder, auch Dächer wurden isoliert, Wunden desinfiziert: Das Neptungras ist ein Alleskönner. Die Pflanze gedeiht nur im Mittelmeer und ist verantwortlich für die charakteristisch blaue Färbung des Wassers. Bereits vor 15 Jahren erkannte die Regierung der Balearen die Wichtigkeit der Unterwasserpflanze für die Meere. 1999 wurde mit EU-Geldern das „Life Posidonia“-Projekt gegründet. Meeresbiologe Carlos Duarte betreut es. Der verrät, dass die größte Bedrohung für dieses Ökosystem der Mensch sei. Wildes Ankern, Verschmutzung der Gewässer und steigende Wassertemperaturen wegen des Klimawandels sind Gefahren. „Das Neptungras ist sehr verletzlich“, sagt Duarte, „es gehört weltweit zu den Pflanzen, die am langsamsten wachsen, nur etwa einen Zentimeter pro Jahr.“
Küstenabschnitte meist unbebaut
Rund um Formentera geht es der Pflanze verhältnismäßig gut. Denn dort sind die meisten Küstenabschnitte unbebaut. Das Neptungras wächst praktisch überall, erstreckt sich aber besonders weit an der Nordküste. Dort liegt unter Wasser ein 700 Quadratmeter großer Teppich, der aus rund 100 Millionen Einzelpflanzen besteht und Formentera mit Ibiza verbindet. Die Wiese zwischen den Inseln steht seit 1999 unter Unesco-Schutz. Vor acht Jahren, im Jahre 2006 haben Forscher zufällig eine Neptungraspflanze entdeckt, die fast acht Kilometer lang und geschätzte 100.000 Jahre alt ist. Sie wäre somit der älteste und größte lebende Organismus der Erde.
Um das Neptungras zu schützen, wurden im vergangenen Jahr fast 400 Bojen auf dem Untergrund montiert. Denn das Meer vor der Nordküste Formenteras gilt als einer der beliebtesten Ankerplätze im Mittelmeer. Beim Ankerlichten bilden sich immense Furchen in den Wiesen, Pflanzen werden rausgerissen und Wiesenabschnitte zerstört. Nun müssen Nautiktouristen per Telefon einen Platz an einer der Bojen reservieren. Wer die nicht nutzt, sondern selbst Anker wirft, wird bestraft und aus dem Paradies vertrieben.